Bei den Meditationsabenden in Berlin im November 2018 stellten die Schüler dem Lehrer viele Fragen zum Thema Meditation. Hier einige Fragen und Antworten:
Frage: Manchmal verspürt man während der Meditation bestimmte physische Empfindungen oder Reaktionen im Körper.
Ist es gut, sich darauf zu konzentrieren, oder sollte man dem eher keine Bedeutung schenken? Wie soll man sich richtig verhalten?
Shri Prakash Ji: Wenn während der Meditation – Dhyan – irgend etwas anderes aufkommt, dann bedeutet das, dass es noch etwas gibt, was stört.
Das sind äußere Dinge, die Sie spüren oder empfinden, physische Empfindungen vielleicht auch, die nicht dazu gehören. Man sollte darauf überhaupt keine Aufmerksamkeit richten, sondern weiter meditieren.
Es wird eine Zeit kommen, wo Sie diese Empfindungen nicht mehr haben werden. Wenn sie z.B. Dhyan praktizieren, dann kann es vorkommen, dass die Beine anfangen weh zu tun, doch nach einiger Zeit der Übung werden diese Empfindungen verschwinden.
Manchmal verspürt man auch einen Schmerz im Rückgrat, im Rücken.
Wenn Sie die Meditation, Dhyan, sehr gut üben, wird eine Zeit kommen, wo Sie all diese äußeren Einflüsse nicht mehr verspüren.
Wenn es diese Empfindung gibt, wenn man diese Dinge verspürt, dann ist es gut, dass man seine Sitzhaltung auch einmal verändert, um sich wieder bequem zu fühlen und nach einiger Zeit der Übung wird es alles automatisch verschwinden.
So wie ich jetzt hier in der Sukhasana-Pose sitze, das Rückgrat gerade gerichtet und konzentriert, das wäre die beste Sitzhaltung, die man einnehmen kann.
Wenn Sie schon längere Zeit Meditationspraxis haben, dann werden Sie wahrscheinlich den Schmerz in den Beinen oder in anderen Körperteilen nicht mehr so stark oder gar nicht mehr verspüren.
Frage: Wie sollte man bei der Meditation atmen? Sollte man sich bei der Meditation auf die Atmung konzentrieren, oder ist es egal?
Shri Prakash Ji: Schauen Sie, Dhyan (Meditation) kann bedeuten, dass man nur Dhyan macht, also dass man nur meditiert, oder man macht Dhyan zusammen mit Japa (Mantra-Rezitation).
Zu Japa-Dhyan sage ich später noch etwas, jetzt erst einmal nur zu Dhyan. Bei der Dhyan-Praxis konzentriert man sich nur auf das Licht. Die Atmung wird sich dabei automatisch selbst regulieren.
Es gibt eine Art von Dhyan, bei der man sich speziell auf die Atmung konzentriert, nur auf das Ein- und Ausatmen. Ich sage Ihnen aber, dass man sich beim Meditieren auf ein bestimmtes Chakra und auf das Licht konzentriert, oder auf die uns liebgewonnene Gottesgestalt (Isht).
Weil bei der Meditation nur Sie und Ihr Isht bzw. das Licht oder das Chakra, auf das Sie meditieren, präsent sind, vergisst man dabei alle anderen Dinge, auch die Atmung, denn diese ist dann auch etwas Drittes.
Ich sage noch einige tiefergehende Dinge hierzu, damit Sie es besser verstehen können.
Wer schon von Samadhi gehört hat weiß: es gibt Sarvikalp Samadhi und Nirvikalp Samadhi. Sarvikalp Samadhi bedeutet, dass man zuerst die Zeit festlegt, wie lange man meditiert, eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden, vier, fünf, sechs oder zehn Jahre.
Nirvikalp bedeutet, dass ich mich hinsetze und meditiere und die Zeit völlig vergesse, ich denke nicht darüber nach. Es gibt Yogis, die eine unglaublich lange Zeit, viele viele Jahre in diesem Zustand sitzen, sie haben vollkommen vergessen, dass sie noch einen Körper haben und sitzen sehr lange da. Es wird ein Zeitpunkt kommen, wo sie an nichts Drittes denken und sich vollkommen vereinigen mit der göttlichen Kraft.
Aus diesem Grund spreche ich davon, dass es während der Meditation nur zwei Dinge geben darf, Sie selbst und Ihr Isht, also der Meditierende und das Licht, worauf man meditiert bzw. die Gottesgestalt, die man anbetet, und nichts Drittes sonst. Je tiefer die Meditation, desto langsamer wird die Atmung. Sobald wir anfangen uns auf die Dauer der Atmung zu konzentrieren, ist es eigentlich schon etwas Drittes. Daher sage ich, wir konzentrieren uns nicht auf die Atmung.
Frage: Guru Ji, eine Frage zum Dhyan (Mediation). Können Sie bitte etwas dazu sagen, wenn man zum Beispiel auf das Licht meditiert: soll man sich das Licht vorstellen, oder soll man das Licht sehen? Und was bringt das? Welcher Effekt wird erzielt?
Shri Prakash Ji: Was wird Dhyan bewirken? Dhyan wirkt so, dass es Gyan, das spirituelle Wissen, öffnet.
Das ist die erste Arbeit des Dhyan, verstehen Sie? Wenn Sie regelmäßig Dhyan praktizieren, wird alle Unwissenheit verschwinden, und das Wissen im Inneren wird erwachen.
Wenn Sie auf eine stille Wasseroberfläche schauen, können Sie sich darin wie in einem Spiegel sehen. Und ebenso werden Sie mit der Zeit alles Wissen schauen, und das umso besser, je stärker und intensiver Ihre Meditation ist. Und wenn das Wasser nicht still ist, dann können Sie ihr Spiegelbild nicht sehen. Und dieses Wissen ist das spirituelle Wissen und sogar das Erkennen der Zukunft. Wie ein klares Bild wird es erscheinen. Die Unruhe wird verschwinden, Schritt für Schritt.
Warum gibt es Unruhe? Weil es Unwissenheit gibt. Jemand sagt zum Beispiel: Es ist etwas Schlimmes passiert: Was wird weiter, was geschieht übermorgen? Weil das Wissen nicht vorhanden ist. Was wird übermorgen geschehen? Was wird in einer Woche sein? Und wer über Wissen verfügt, der weiß, alles wird gut werden. Weil das Bild verständlich ist. Nichts Schlimmes wird passieren. Es ist nur eben eine Welle vorübergelaufen. In einer Woche wird alles wieder ruhig sein. Das alles kann man durch Dhyan (Meditation) erreichen. Aber das ist nicht das wichtigste Ziel. Dieses positive Resultat, das Wissen zu erlangen, wird automatisch, wie von selbst eintreten.
Das Hauptziel der Meditation ist es, das Licht welches Sie sehen, mit Ihrem eigenen Licht vollständig zu verbinden. Das vollkommene Wissen bedeutet die Erkenntnis, dass ich auch Licht bin, ein untrennbarer Bestandteil Gottes. Und sich vollständig mit Gott zu vereinigen, das ist das Hauptziel der Meditation (Dhyan).
Frage: Was ist der Unterschied zwischen der Meditation auf das Licht und der Meditation auf ein Abbild von Gott?
Shri Prakash Ji: Im Sinne der Meditation gibt es keinen Unterschied, aber im Sinne der Spiritualität ist es ein Unterschied.
Der Unterschied ist der Standpunkt desjenigen, der meditiert. Es gibt ein Mensch, der sagt: ich stelle mir Gott nicht als eine Person vor, sondern es ist Licht, und all meine Meditation ist dem Licht gewidmet. Der andere sagt, ich liebe Gott und meditiere auf meine angebetete Gestalt Gottes, das ist der einzige Unterschied.
Der Endeffekt der Meditation und alles andere ist derselbe. Beim Resultat gibt es keinen Unterschied. Man kann sowohl auf das Licht meditieren als auch auf die Gestalt, so wie es Ihnen am besten gelingt, wie es gut für Sie ist.
Hierbei wirkt jedoch noch eine yogische Lehre, eine Meditationslehre. Die Yogis haben aus ihrer Erfahrung gesagt, dass es sein kann, dass ein Yogi, ein Mensch auf das Licht meditiert. Und durch vieles Meditieren auf das Licht erscheint am Ende doch eine Gestalt und zwar die Gestalt, mit der er in vergangen Leben eine sehr enge Verbindung hatte. So ist auch unser Universum, unser Weltall entstanden. Am Anfang war das Wort, der Klang, und dann kam das Licht, und danach kam die Gestalt.
Aber im Endeffekt ist es ein unterschiedliches Denken, die Art wie der Mensch denkt während der Meditation.
Frage: Wird das Aufsteigen der Kundalini gestört, wenn man während der Meditation gerade sitzt, sich aber mit dem Rücken anlehnt?
Shri Prakash Ji: Über Kundalini zu sprechen, ist eine sehr ernsthafte Angelegenheit. Um es gelingen zu lassen, dass die Kundalini aufsteigt, sollte man gerade sitzen, das Rückgrat aufrecht halten, und jede Bewegung vermeiden. Selbst die geringste Abweichung würde bereits stören.
Frage: Theoretisch wissen wir, dass die Chakren sich öffnen können. Ist es möglich, während der Meditationspraxis bei sich selbst zu bemerken, wie sich die Chakren öffnen? Gibt es dabei bestimmte Gefühle oder Empfindungen?
Shri Prakash Ji: Wenn Sie in der Lage sein werden, mindestens eineinhalb Stunden still zu sitzen, ohne sich auch nur im Geringsten zu bewegen, so wie eine Statue, dann können Sie anfangen, über Chakren nachzudenken.
Frage: Wird das Aufsteigen der Kundalini gestört, wenn man während der Meditation gerade sitzt, sich aber mit dem Rücken anlehnt?
Shri Prakash Ji: Über Kundalini zu sprechen, ist eine sehr ernsthafte Angelegenheit. Um es gelingen zu lassen, dass die Kundalini aufsteigt, sollte man gerade sitzen, das Rückgrat aufrecht halten, und jede Bewegung vermeiden. Selbst die geringste Abweichung würde bereits stören.
Frage: Und Anlehnen darf man sich gar nicht?
Shri Prakash Ji: Dann muss man es so einrichten, dass das Rückgrat ganz gerade ist. Es darf keine Bewegung geben.
Frage: Theoretisch wissen wir, dass die Chakren sich öffnen können. Ist es möglich, während der Meditationspraxis bei sich selbst zu bemerken, wie sich die Chakren öffnen? Gibt es dabei bestimmte Gefühle oder Empfindungen?
Shri Prakash Ji: Wenn Sie in der Lage sein werden, mindestens eineinhalb Stunden still zu sitzen, ohne sich auch nur im Geringsten zu bewegen, so wie eine Statue, dann können Sie anfangen, über Chakren nachzudenken.
Wenn Sie das erst einmal beherrschen, was werden Sie dann spüren? – Nicht, dass das Chakra sich gleich öffnet – das sagt man so schnell dahin – sondern, dass es sich zunächst einmal bewegt. Erst dann, wenn es sich bewegt, beginnen viele interessante Dinge zu geschehen.
Dann wird es viele Prüfungen geben, die sich zuerst in Schwierigkeiten äußern.
So kann es passieren, dass Sie sich durch etwas anderes ablenken lassen, und die Sadhana auf der halben Wegstrecke aufgeben, so dass sich kein Chakra bei Ihnen öffnen kann.
Große große Schwierigkeiten werden kommen. Es können sich Alpträume einstellen, die Sie erschrecken, damit Sie nach der Hälfte der Strecke aufgeben. Aber das wird alles Maya sein, eine Illusion, man sollte sich nicht beunruhigen..
Die Kraft des Lehrers wird es sein, die Sie prüft!
Danach beginnen gute Dinge zu geschehen. Alle Ihre Wünsche fangen an, in Erfüllung zu gehen. Auch das ist eine Prüfung. Alles was Sie sich irgendwann einmal gewünscht haben, sei es Geld, Macht, Traummann oder Traumfrau, alles wird zu Ihnen kommen, damit Sie an diesem Punkt stecken bleiben, und Ihre Sadhana nicht weiterführen.
99,9% der Menschen geben an dieser Stelle auf. Nur 0,1% der Menschen lassen sich nicht täuschen und gehen weiter. Es sind diejenigen, die wirklich den Wunsch haben, dass das Beabsichtigte mit ihnen geschehen möge.
Und dann kommen noch weitere Prüfungen anderer Art. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Es kommen die Menschen zu Ihnen, die Sie am meisten lieben, z.B. in der Gestalt der Mama oder in der Gestalt des Papas. Die werden Ihnen sagen: ” Höre auf damit, weil es mir nicht gefällt, und es mir schlecht geht, wenn Du so etwas tust.” Dies alles sind Prüfungen, und zwar durch die Menschen, an die Sie am meisten angebunden sind. Aber das alles gechieht durch Maya, es ist nur eine Illusion, um Ihre Anhaftungen zu prüfen.
Wenn man auch diese Prüfung bestanden hat, dann werden Wesen aus einer höheren Welt zu Ihnen kommen, die werden versuchen, Sie zu locken: “Komm in unsere Welt, wir geben dir Zutritt zu der Welt, wo es dauernden Komfort und noch viel schönere Dinge, als hier auf Deiner kleinen Erde gibt. Wir geben Dir einen ganzen Planeten, und Du wirst dort der Herrscher sein, aber gib Deine Sadhana, die spirituellen Übungen auf.
Da geben sehr viele auf, sie sagen: “Ja, ich möchte ein Herrscher sein und entscheide mich für den Komfort.”
Und erst dann wird ein kleiner Prozentsatz dieser Menschen, die das durchlaufen haben – diejenigen, die sich nicht haben ablenken oder täuschen lassen – den Zustand erreichen, dass bei ihnen die Kundalini-Kraft nach oben steigt. Das ist die Kundalini, so wie ich sie verstehe.
Kundalini ist nichts einfaches. Wenn sie beginnt sich zu bewegen, dann werden zuerst sehr viele unterschiedliche Dinge geschehen, und ganz am Ende wird der spirituelle Lehrer selbst kommen, und den Moment bestimmen, an dem er das Aufsteigen der Kundalini veranlasst.
Frage: Guru Ji, das geschieht, wenn alle Chakren sich öffnen. Wenn sich zunächst aber nur die niederen Chakren öffnen, geschieht das nach den gleichen Gesetzen?
Shri Prakash Ji: Alle Chakren sind sehr stark. In jedem dieser Zentren gibt eine große Energie. Je nachdem, welches Chakra sich bei Ihnen bewegen wird, so beginnen Sie, das entsprechende Licht zu sehen: rot, grün, blau… Jedes Chakra hat seine Farbe.