Physische, materielle und spirituelle Kraft

Warum erzielt der eine durch seine Taten stets gute Ergebnisse und bei dem anderen treten immer wieder Schwierigkeiten auf?

Die meisten Menschen möchten etwas sinnvolles tun, denken viel darüber nach, konzentrieren ihre Aufmerksamkeit darauf, kommen aber schließlich doch nicht dazu, das Gewollte in die Tat umzusetzen. Dafür gibt es immer eine Menge Gründe: etwas steht im Wege, die Umstände sind ungünstig, Unterstützung ist nicht vorhanden oder jemand stört. So vergeht ein Jahr, dann zwei, dann drei… Und so kann das ganze Leben vorüber gehen.

Manche Menschen beginnen etwas zu tun, geben jedoch schon nach einer kurzen Zeit ihr Vorhaben auf. Auch dafür gibt es immer viele objektive, sowie subjektive Gründe und Ausreden.

Einige wenige Menschen gibt es, die das, was sie sich vorgenommen haben, bis zu Ende bringen. Warum ist das nicht bei jedem möglich?

Wenn man eine Leistung erbringen oder eine Arbeit vollenden möchte, ist das Vorhandensein von Kraft notwendig. Wenn der Mensch sie hat, kann er erfolgreich arbeiten, wenn nicht, wird immer „irgend etwas nicht klappen“.

Welche Art von Kraft benötigt man?

Für jede Handlung, jede Arbeit, braucht man physische Kraft. Man muss gesund und leistungsfähig sein. Ist der Mensch physisch schwach, wird er nicht viel leisten können. Aber allein physische Kraft reicht nicht aus, zudem kann sie sich aus verschiedenen Gründen verringern, beispielsweise durch Krankheit oder mit zunehmendem Alter.

Das zweite ist die Materielle Kraft. Wenn man etwas Bedeutendes erreichen möchte, braucht man Geld und andere materielle Mittel. Aber auch diese Kraft ist nicht die Entscheidendе, möglicherweise ist auch sie zu irgendeinem Zeitpunkt nicht gewährleistet.

Scließlich gibt es die dritte und größte Kraft. Das ist die innere Kraft. Siе wird die Kraft des Geistes oder geistige Kraft genannt.

Wenn ein Mensch physisch stark ist, kann man das sehen. Materieller Reichtum ist ebenfalls erkennbar. Im Gegensatz zur physischen und materiellen Kraft sieht man einem Menschen seine geistige Kraft nicht immer sofort an. Nicht jeder versteht vielleicht, dass jemand sie hat. Derjenige aber, der sie besitzt, kann vieles jederzeit und in jedem Alter erreichen. Dies erscheint oft erstaunlich und unerwartet für die Menschen in seinem Umfeld.

Wenn Zwei Menschen gleichermaßen über physische und materielle Kraft verfügen, wird aber nur derjenige Erfolg erzielen, der über geistige Kraft verfügt.

Ein geistig starker Mensch lässt sich nicht von physischer Schwäche, vom Alter oder von fehlenden materiellen Mitteln stören. Er wird dies alles überwinden können, wird einen Ausweg finden und das, was er sich vorgenommen hat, auf eine schöne und richtige Weise zu Ende bringen.

Wovon hängen Kraft und Schwäche ab?

Um physische Kraft zu besitzen, muss man auf seine Gesundheit und die richtige Ernährung achten, Körperübungen machen und alles tun, was für das Wohlergehen des physischen Körpers notwendig ist.

Damit die materielle Kraft steigt, muss man erfolgreich arbeiten und rechtzeitig richtige Entscheidungen treffen.

Für die geistige Kraft ist kontinuierliche innere Arbeit notwendig. Mit jeder Tat, jedem Wort oder Gedanken verringert oder erhöht man seine geistige Kraft.

Geistige Kraft kann sich vergrößern oder auch weniger werden. Es gibt eine spezielle Grenze für das Sinken der geistigen Kraft: wenn sie unter ein bestimmtes Niveau absinkt, wird es für den Menschen sehr schwer, aufzusteigen.

Wann wird die geistige Kraft größer?

1. Dann, wenn der Mensch sein Dharma, das Lebensprinzip, das er für sich erwählt hat, gut erfüllt. Auf diesem Weg können Schwierigkeiten aufkommen. Wenn man seinem Weg trotz auftretender Schwierigkeiten unnachgiebig folgt, wird die geistige Kraft wachsen.

2. Dann, wenn der Verstand (man) nishthal – rein ist,
die Worte (vachan) positiv und rein sind,
die Taten (Karma) richtig sind.
Noch größer wird die Kraft dann sein, wenn alles: Gedanken, Worte und Taten übereinstimmen.

3. Dann, wenn man als Schüler seine geistige Praxis entsprechend der Anweisung des Lehrers erfüllt. Jemandem gelingt Jap (Wiederholung des Mantras) besser, jemand anderem Sewa (Dienst). Der Lehrer hilft jedem zu verstehen, was für ihn besser ist. Wenn man alles, jede Arbeit, gut macht, wird man geistige Kraft haben.

4. Dann, wenn man sich geistig vervollkommnet, dabei auf sich selbst konzentriert und immer ehrlich vor sich selbst ist.

Der eine sucht die Ursachen für alles, was passiert, in sich selbst, ein anderer in seinem Umfeld. Wer wird geistig weiter vorankommen, wer wird mehr geistige Kraft entwickeln? Derjenige, der auf sich konzentriert ist, die Ursachen in sich selbst sucht und an sich arbeitet.

Man muss immer auf sich selbst Acht geben: „Wohin gehe ich? Was sage ich? Womit ist mein ‚Man‘ gerade beschäftigt, was denke ich? Was mache ich in diesem Moment falsch?“

Wenn man ehrlich vor sich selbst, vor seinem Atma (der Seele) ist, wird das Licht Gottes im Inneren noch heller. Dann wird die innere Kraft, die Geist genannt wird, noch weiter wachsen und wird noch stärker helfen.

Die geistige Kraft verringert sich dann, wenn man sich ins Materielle vertieft und davon abhängig wird und mit einfachen Mitteln nicht mehr auskommen kann.

Wenn man etwas besitzt, davon jedoch nicht abhängig ist und es richtig verwendet, dann bewahrt man die geistige Kraft. Jede Art von materiellen Dingen ist nichts weiter als ein Mittel.

Niemals darf man stolz auf seine Kraft sein. Ahankar (Stolz, Ego) führt immer zu Fehlern und senkt die geistige Kraft.

Um geistige Kraft zu erlangen, muss man ausdauernd und zielstrebig arbeiten: die geistige Praxis erfüllen, seinem Dharma folgen und auf seine Gedanken, Worte und Taten achten. Das ist eine große, aber unumgängliche Arbeit.

Die geistige Kraft ist die wichtigste von allen. Ein Mensch, der geistig stark ist, kann die ganze Welt verändern. Unter allen Lebensumständen muss man in erster Linie auf die eigene geistige Kraft konzentriert sein, dann wird es gelingen, die Arbeit zu Ende zu bringen und sie sehr gut zu erfüllen.

Versuchen Sie mit jedem neuen Tag reiner und geistiger zu werden, denn dieser Tag wird nie zurückkehren, und das kommende Jahr wird auch vorübergehen. Schätzen Sie jeden Tag und arbeiten Sie an sich selbst. Das, was in diesem Jahr nicht gelungen ist, versuchen Sie im nächsten Jahr zu erreichen. Und belassen Sie es im neuen Jahr nicht nur bei Gedanken und Worten – handeln Sie! Und handeln Sie mit Liebe, mit Bhakti, nicht mit Ego, nicht mit Ahankar.


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